Wer einen runden Geburtstag feiert, bekommt gute Wünsche und ehrende Worte – so auch die Gaggenauer Altenhilfe bei der Soiree zu ihrem 50-jährigen Jubiläum. Den Anfang machte Oberbürgermeister Michael Pfeiffer: „Es gibt wohl kaum eine zweite Einrichtung in unserer Stadt, die so fest in der Gaggenauer Bevölkerung verwurzelt ist.“
Der Vorsitzende der Gaggenauer Altenhilfe e.V. lobte die Idee der Gründerväter, „die Pflege und Versorgung alter Menschen in unserer Stadt auf Vereinsbasis zu stellen und auf einem festen Fundament, das die gesamte Gesellschaft umfasst“.
Der Abend stand im Zeichen von Rückblick und Dankbarkeit. So wurden langjährige Mitglieder für 50-jährige Vereinstreue geehrt, die an dem Abend in der Jahnhalle Gaggenau mitfeierten: Helmut Böttcher, Edgar Nufer, Hugo Oertel, Heinz Goll sowie der DRK-Ortsverein Gaggenau mit seinem Vorsitzenden Horst Neuendorf. Heinz Goll wurde auch für sein langjähriges Engagement als Vorstandsmitglied ausgezeichnet. OB Pfeiffer: „Die Mitglieder sind naturgemäß die Grundlage, auf der unser Verein steht.“ Rund 1.300 sind derzeit in den Reihen der GAH, etwa 200 Ehrenamtliche unterstützen die Gaggenauer Altenhilfe, zirka 350 Hauptamtliche arbeiten für den Verein und um die 600 Bewohnerinnen und Bewohner, Klienten und Kunden werden betreut. Weitere Jubilare, die nicht vor Ort sein konnten, wurden ehrend erwähnt. Zudem wurde Stadtkämmerer Andreas Merkel für seine 25 Jahre als Finanzvorstand der Gaggenauer Altenhilfe besonders gedankt.
Aber die Soiree hatte auch nachdenkliche Töne, die Michael Pfeiffer einleitete: „Wir alle kennen die unleugbaren Begriffe wie Pflegenotstand oder Fachkräftemangel. Das alles ist auch in Gaggenau zu spüren, und wir müssen diese Aufgaben so gut es geht in Angriff nehmen – zusammen mit unserem Gemeinderat, der auch in der Vergangenheit stets mit kreativen Ideen zur Seite stand und dem deshalb heute Abend mein verbindlicher Dank gilt.“ Das Lob ging ebenso an Geschäftsführer Peter Koch, der „den Finger in die Wunden legt, die auf dem Pflegesektor offenkundig bestehen, und der bundesweit vernetzt, nach den passenden Lösungen sucht“.
Auch Annemarie Fajardo, Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerats – einem Zusammenschluss von rund 120.000 Pflegefachpersonen -, lobte die Gaggenauer Altenhilfe und ihren Gesamtverantwortlichen Peter Koch mit seinem „langjährigen und unermüdlichen Engagement und einem gut gelingenden sozialen Netzwerk in ganz Deutschland“. Koch zeige in Gaggenau, „wie Quartiersentwicklung funktioniert und wie die Weiterentwicklung von bestehenden Konzepten vorangebracht werden kann – trotz oder gerade auch wegen dieses herausfordernden Gesundheitssystems“.
Die Festrednerin durchleuchtete in einem schonungslosen Schnelldurchlauf das Gesetzbuch der Pflegeversicherung und deckte gravierende Fehler auf: wie den schlechten Personalschlüssel, die mangelhafte Finanzierung und den hohen Eigenanteil bei vollstationären Leistungen. Sie forderte eine Reform der Pflegestrukturen, andere Finanzierungssystematik, mehr Steuergelder für die Pflege und bessere Unterstützung der Pflegekräfte, der pflegenden Angehörigen und der Ehrenamtlichen. Annemarie Fajardo: „Ich werde der Bundesregierung die Gaggenauer Altenhilfe als entsprechendes Modellkonstrukt, als Vorbild für ein zukunftsweisendes Quartierskonzept in der Kommune weiterempfehlen.“ OB Pfeiffer lud denn auch prompt Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Finanzminister Christian Lindner nach Gaggenau ein.
Sozialdezernent Jürgen Ernst, der die besten Wünsche des Landrats Prof. Dr. Christian Dusch überbrachte, sowie Peter Koch dankten allen, die sich für die GAH einbringen und appellierten, weiterhin gemeinsam die Altenhilfe in Gaggenau voranzubringen. Der Abend wurde mit einem Bilderrückblick „Impressionen aus 50 Jahren“ beschlossen, musikalisch umrahmt von Pfarrer Tobias Merz am Flügel, der zudem Kuratoriumsmitglied der Stiftung Gaggenauer Altenhilfe ist. Gerade die Verbindung der evangelischen und der katholischen Kirche zur GAH wurde mehrmals positiv erwähnt.
Den festlichen Rahmen bekam die Soiree durch Lisa Brobeil (Violine), Michael Grolik (Violine), Christof Maisch (Viola), Heather Mosely (Cello) und Izumi Kawakatsu (Klavier) für ihre Darbietung von Werken von Antonin Dvorák. Viel Applaus zeigte die Wertschätzung für diese herausragende musikalische Leistung.